Europakapelle

Entstehungsgeschichte der Europakapelle auf dem Königsberg in Breitbrunn am Ammersee

Auszüge (redaktionell bearbeitet) aus der „Entstehungsgeschichte der Europakapelle“ aufgeschrieben von Hans Ulrich Greimel, Vorsitzender des Kapellenbauvereins, Breitbrunn, 24. Oktober 1993

Der Überlieferung nach wollte König Ludwig I. von Bayern auf dem Jaudesberg einen Landsitz für seine Gemahlin Theresia bauen. Auf dem daraufhin Königsberg genannten Wiesenhügel stand von 1861 bis 1870 ein trigonometrischer Punkt in Form eines hohen Holzgestelles und von 1913 bis 1974 ein von Franz Utz, dem Leiter des Landerziehungsheimes Breitbrunn, errichteter Turm, welcher als Aussichtsplatz und Sternwarte, diente.

1974 wurde der Turm wegen Baufälligkeit und fortwährendem Vandalismus abgebrochen. Schon vor dem Abbruch wurde der Vorschlag gemacht, diesen Turm in eine Kapelle umzuwandeln, ein Marterl oder ein Kreuz zu errichten.

Anfang 1990 verdichteten sich die Gespräche im Trachtenverein und in der Schützengesellschaft. Anlässlich eines Breitbrunn Besuches der Generalökonomin der St. Josefskongregation Ursbeg wurden erste Gespräche einer die Anpachtung einer Fläche auf der Kuppe des Königsberges zum Bau einer Kapelle geführt. Nach Abstimmungen mit dem Kreisbauamt über den Bau und mit Unterstützung der Gemeinde Herrsching als Pächter konnte der Pachtvertrag für das Grundstück zur Errichtung einer Kapelle mit der Kongregation am 29.8 1990 im Gemeinderat beschlossen werden.

Zur Errichtung der Kapelle sollte ein Verein gegründet werden.

Am 27.7.1990 fand durch Vermittlung von Herrn Dr. Stübinger eine Begegnung mit Dr. Notker WolfOSB, dem Erzabt von St. Ottilien, statt. Der Erzabt sagte seine volle Unterstützung zu, auch im Rahmen einer Vereinsmitgliedschaft und auch einschließlich einer aktiven Mitwirkung. Er regte an, die Kapelle neben dem Heiligen Benedikt auch den Heiligen Cyrill und Methodius zu weihen, da diese auch Patrone Europas seien.

Zur Vorbereitung der Vereinsgründung trafen sich Anfang 1991 Hermann Schrafstetter, der 1. Schützenmeister der Schützengesellschaft Morgenstern, Max Himsl, der Vorsitzende des Trachtenvereins d’Jaudesbergler, Jakob Schrafstetter als Kirchenpfleger und Hans Ulrich Greimel. Es sollte versucht werden, eine Kapelle auf dem Königsberg noch vor dem im Juli 1993 stattfindenden 70. Gründungsjubiläum des Trachtenvereins in Verbindung mit den Gau-Heimattagen zu errichten.

Bei der Gründungsversammlung im Kirchenraum der Hl. Geist Kirche, bei der auch viele kritische Stimmen den Bau der Kapelle, hauptsächlich aus naturschützerischen Gründen, ablehnten, begründete letztlich die Mehrheit der Anwesenden am 16. November 1991 den Kapellenbauverein Breitbrunn.

Die Arbeit des Vereins, die sich jetzt auf die Finanzierung, Planungs- und Genehmigungsphase konzentrierte, wurde von intensiven Bemühungen von Gegnern des Kapellenbauvereins begleitet. Für den Bau einer Kapelle sollte ein anonymes Plangutachten (kleiner Architektenwettbewerb) mit Beurteilung durch eine Fachjuri Vereinen und Bürgern durchgeführt werden. Es beteiligten sich acht Architekten, unter denen sich schlussendlich die Planung des Schondorfer Architekten Dipl. Ing. Peter M. Gradl durchsetzte.

In der Bauausschusssitzung vom 23.9.1992 und der Gemeinderatssitzung vom 30.9.1992 wurde den Plänen zugestimmt. Gespräche mit der unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt über die Lage im Landschaftsschutzgebiet führten zu Verzögerungen. Es dauerte noch bis zum 2. Juni 1993, bis der genehmigte Plan persönlich in Starnberg abgeholt werden konnte.

Obwohl nun die Fertigstellung der Kapelle zum Fest des Trachtenvereins am 18. Juli nicht mehr möglich war und trotz großer Unsicherheit wegen der Möglichkeit von Aktionen gegen von Kapellenbau, beschloss man sich zum raschest möglichen Baubeginn.

Dieser datiert mit dem Erdaushub am 16. Juni 1993, dem die Errichtung der Fundamentplatte am 18. Juni folgte.

Das erforderliche Lärchenholz wurde schon am 8. Juni neben der Straße nach Schlagenhofen aus den dort liegenden Stämmen ausgewählt, welche den Orkanen Vivian und Wibke zum Opfer gefallen waren. Diese Bäume standen vorher in der Waldkulisse an der Straße nach Wasach, also schon auf Breitbrunner Flur. Ein Teil der Stämme wurde zur Firma Benker nach Hörgertshausen gefahren und dort rund gefräßt, der andere Teil nach Oberalting zum Sägewerk Schlecht und von dort zum Hobeln zur Firma Josef Bernlochner nach Hochstadt.

Am 26. Juni wurden dann die Rundhölzer mit Hilfe eines Baggers aufgerichtet und in der Folgezeit die Balken und die vorher genutete Schalung aufgebracht. Ohne die Namen der anderen freiwilligen fleißigen Helfer zu vergessen, soll hier besonders auf Johann Spiegl aus Breitbrunn, Schreiner im Ruhestand, hingewiesen werden, der mit unermüdlichem Einsatz einen Großteil der Holzarbeiten, von der Bearbeitung der Stangen und Balken über die Aufbringung der Schalung bis zur Deckung mit den handgespaltenen Lärchenschindeln, durchgeführt hat. Auch der klappbare Altar und die Sitzbankroste wurden von ihm gefertigt.

Die DachschindeIn stammen von dem Schindelhersteller Hermann Wechs aus Hinterstein bei Hindelang. Dieser wies persönlich an einem Samstag die freiwilligen Helfer in die hohe Kunst der Schindeldeckung ein.

Die Details der Baugestaltung wurden mit dem Architekten besprochen. So auch, dass der eigentliche Kapellenbau aus Ziegelsteinen gemauert werden soll. Dieser Ziegelzylinder hat dann wegen des erforderlichen Haltes den er der Dachkonstruktion gegen Drehung verleihen soll, einen bewehrten Betonkern erhalten. Die Mauerarbeiten begannen am 3. September.

Für die Schlosserarbeiten für die Türe und die Kapellenabdeckung konnte Herr Gradl den Schondorfer Schmiedemeister Josef Streidl gewinnen. Steinmetzmeister Erich Lechner aus Wartenberg erklärte sich dazu bereit, den Schlussstein mit der Jahreszahl 1993 zu fertigen. Für den Boden wurden Kieselsteine aus einer Kiesgrube bei Bad Wörishofen verwendet. Die Heiligenfiguren wurden vom Diessener Bildhauer Peter Wirsching als Modell gefertigt.

Das Kreuz wurde von der Schlosserei Werner Schreiber, Andechs, unter der wesentlichen Mitarbeit von Josef Drexler und der Firma Martin Schrafstetter gefertigt und von dem Kirchenmaler und Vereinsmitglied Franz Ostenrieder vergoldet und künstlerisch gestaltet (Europasterne und Breitbrunner Wappen auf der Windfahne).

Die Weihegenehmigung wurde am 15.3.1993 vom Bischöflichen Ordinariat Augsburg erteilt.

Das Kreuz wurde am Sonntag, 19. September 1993, ohne große Zeremonie aber in Anwesenheit von Erzabt Dr. Notker Wolf, Pfarrer Klaus Ammich, Bürgermeister Adolf Wexlberger, Architekt Peter M. Gradl, Bildhauer Peter Wirsehing, Kirchenmaler Franz Ostenrieder, Schwestern der St. Josefskongregation, Vertretern der Presse sowie etwa einhundert Vereinsmitgliedern und Gästen vom Erzabt gesegnet und dann auf die Spitze des Kapellendaches gesetzt.

Nachdem das Gerüst entfernt worden war, leuchtete zum ersten mal die äußere Form der Kapelle mit dem Schindeldach, dem Kreuz und dem Mauerwerk des Kapellenzylinders in der Herbstsonne, deren Strahlen spät durch den Hochnebel schienen. Kredenzter Wein aus Breitbrunn und Brezen erfreuten Gaumen und Magen.

Die feierliche Weihe durch Erzabt Dr. Notker Wolf fand am 24.10.1993 unter reger Beteiligung der Breitbrunner Bevölkerung mit Untermalung der Jugendblaskapelle Herrsching statt.

Herzlicher und großer Dank richtet sich an alle, die mitgearbeitet haben an der Entstehung dieses mit Gottes Hilfe errichteten Werkes freier und gläubiger Bürger.

Nähere Informationen zu den Kapellen in Breitbrunn gibt es beim Kapellenbauverein Breitbrunn e.V., Hans Ulrich Greimel.